Kinderrechte zwischen Freiheit, Verantwortung und Schutz

Von Kinderrechte Redaktion

Was brauchen junge Menschen heute wirklich?
Im ausführlichen Gespräch erläutert Denise Schiffrer-Barac, warum die freie Meinungsäußerung von Kindern in unserer Gesellschaft nach wie vor zu wenig Gewicht hat und weshalb echte Partizipation ein entscheidender Baustein für ihre Entwicklung ist. Kinder sollen ihre Stimme finden dürfen – und gleichzeitig lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dafür braucht es Erwachsene, die begleiten, Orientierung geben und Grenzen setzen, ohne die Bedürfnisse von Kindern aus den Augen zu verlieren.

Ein zentrales Thema des Interviews ist der Umgang mit digitalen Medien. Schiffrer-Barac beschreibt, wie wichtig es ist, Kindern den Zugang zu Kommunikation und digitalen Erfahrungen zu ermöglichen, sie aber gleichzeitig vor Suchtgefahr, Manipulation und schädlichen Inhalten zu schützen. Gerade weil Kinder im Internet schnell auf problematische Bereiche treffen können, sieht sie große Plattformen zunehmend in einer rechtlichen und gesellschaftlichen Pflicht. Ihr Leitbild dafür: Begleiten, Besprechen und Beschützen.

Auch gesellschaftspolitische Entscheidungen werden kritisch eingeordnet – etwa das neue Kopftuchverbot für Mädchen unter 14 Jahren. Schiffrer-Barac schildert die ambivalente Realität zwischen familiären Zwängen, sozialen Medien, kultureller Identität und dem Wunsch vieler Eltern nach Unterstützung. Für sie steht fest: Wo unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, braucht es offene Kommunikation, Vermittlung und einen Schutzrahmen, der Kinder nicht bevormundet, sondern stärkt.

Gleichzeitig spricht sie über strukturelle Herausforderungen. Die Streichung der Förderung für das Kinderbüro, der Anstieg von Verdachtsfällen auf Kindeswohlgefährdung und die wachsenden Belastungen von Familien zeigen, wie dringend stabile Unterstützungs- und Betreuungsstrukturen gebraucht werden. Schiffrer-Barac fordert flächendeckende Kinderschutzkonzepte, mehr Sozialarbeit in Schulen und Kindergärten sowie unabhängige Vertrauenspersonen in Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Nur so könne gewährleistet werden, dass Kinder in herausfordernden Situationen nicht übersehen werden.

Ein weiteres Thema ist die steigende Jugendkriminalität. Statt „gefängnisähnlicher Unterbringung“ plädiert sie für ein System, das jungen Menschen Struktur, Bindung, Beziehung und Werte vermittelt – und ihnen damit Wege zurück in ein stabiles Leben eröffnet.

Zum Schluss richtet sie den Blick auf das, was Kinder uns geben: ihre Begeisterung, ihre Neugier und die Fähigkeit, offen auf Neues zuzugehen. All das, so sagt sie, erinnert uns daran, worum es wirklich geht: Kinder sind nicht nur Zukunft – sie gestalten bereits jetzt unsere Gegenwart.

Ein tiefgehender Einblick in die Lage der Kinderrechte, die Herausforderungen moderner Familien und die Frage, wie wir als Gesellschaft Verantwortung übernehmen können, damit Kinder gut geschützt, gehört und gestärkt aufwachsen.

Kleine Zeitung Document(10)